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Mitte der siebziger Jahre waren die hier vorgestellten Bilder aus dem ländlich-dörflichen Dänemark allesamt noch Farbfotografien, vielleicht die ersten vorzeigenswerten Bilder, die ich als Fotograf gemacht hatte. Zumindest in handwerklicher Hinsicht, wie man mir seinerzeit versicherte, waren sie von guter Qualität. Großformatige Poster entstanden davon, die noch heute - erstaunlicherweise ohne sichtbaren Verlust an
technischer Qualität - Wände schmücken. Mit den kleinformatigen Abzügen hingegen vollzog sich eine ebenso unerklärliche wie tragische Wandlung: sie hatten, kaum fünfzig Jahre später, alles an Farbe verloren und waren dadurch wertlos geworden. Zu meinem Schrecken betrafen solche Mängel, wenn auch in geringerem Maße, sogar die Negative, die ich probehalber dem Filmscanner anvertraut hatte. Ihre schon mit bloßem Auge erkennbaren Farbverfälschungen ließen die Haare zu Berge stehen. Brauchbare Abzüge konnte man von
ihnen nicht mehr erwarten. Wegwerfen? Zum Wegwerfen zu schade - weil so viele Erinnerungen damit gepaart waren?
Eine Zeit des Experimentierens begann. Arbeiten an der Fehlfarbigkeit und den merkwürdigen violetten Farbinseln wurden bald frustiert eingestellt. Dann doch bitte wenigstens in Schwarzweiß! Die ersten Versuche waren ermutigend. Also wurde ein gutes hundert Bilder ins schlichte Schwarzweiß verwandelt, nachgearbeitet, z. B. etwas geschärft, wo nötig und möglich die rätselhaften Flecken retuschiert - und vieles Zeitraubende mehr. Eine Heidenarbeit
- die aber ebenso lehrreich wie lohnend erschien; zumindest sah man den Fotos nun an, dass sie einmal bessere Tage gesehen hatten. Versuche mit monochromen Einfärbungen, um das etwas triste Schwarzweiß loszuwerden, steigerten den positiven Eindruck. Irgendwann kam die Idee, es doch mal mit Foto-Grafiken zu versuchen. Gedacht - getan. Und das brachte den Durchbruch. Als für die Bilder ein gemeinsamer Stil gefunden worden war, schien der Weg bereitet; die allermeisten "ertrugen"
diese
eher künstlerische Note.
Selbstredend, dass Fotos, z. B. wie die in dieser Darbietung, nicht unbedingt begleitender Texte bedürfen: wenn Impressionen dominieren sollen, es also nicht darauf ankommt, wo welche Kirche, wo welches Bauernhaus steht. In meiner dänischen Zeit - sie gab es, übrigens ganz in der Nähe von Århus, in den fünfziger Jahren - hatte ich Hans Christian Andersens Märchen und Schriften kennen und lieben gelernt. Andersen, der von 1805 bis 1875
lebte,
transportiert in ihnen eher rurale und wohltuend einfache Lebensgefühle und Lebensweisheiten. Genau diese schienen mir mit den Bildern, die ja auch vieles aus der Zeit des großen dänischen Dichters zeigen, in Einklang zu stehen. Die Geschichte von dem auf Brautschau gehenden Schmetterling, dänisch: sommerfugl, der - durch sein wählerisches Zaudern - Zeit seines Lebens ein Hagestolz blieb und als aufgespießter Teil einer Schmetterlingssammlung endete, war das erste Märchen, das mir
nach langer Zeit wieder in den Kopf kam. Es gab diesem Beitrag seinen Namen:
...han kunne leve; men "leven er ikke nok!" sagde sommerfuglen, "solskin, frihed og en lille blomst må man have!" (...leben könne er schon, aber: "Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling, "Sonnenschein, Freiheit und ein Blümlein muss man haben!").
Die hier gezeigten Fotografien machte ich
im Süden und in der Mitte Jütlands, viele davon in Den Gamle By, jenem faszinierenden Museumsdorf in Århus, in dem mit großer Liebe zum Detail und mit hervorragender Sachkenntnis eine Vielzahl dänischer Bauernhäuser, ganze kleinstädtische Straßenzüge und Mittelpunkte dänischen Dorflebens aus mehreren Jahrhunderten wiedererstanden sind. 2017 wurde Århus, zweitgrößte Stadt Dänemarks, zur europäischen Kulturhauptstadt "gekrönt" - ein Grund mehr, diese Bilder zu zeigen.
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